Geschlechtertanz, Augsburg, 1500, Kunstsammlungen und Museen Augsburg

Narrentum in der Frühen Neuzeit

Frauen sind in der frühen Neuzeit keine Narren;

aber eigentlich sind wir alle Narren.

Woran man das erkennt und warum das nicht so schlimm ist, das alles erklärte Dr. Wolfgang Walenta in einem kurzweiligen Vortrag, mit reichlichem Bildmaterial belegt, am Donnerstag den 12. April in der Buchhandlung Rieger und Kranzfelder im Fuggerstadtpalast.

Der Zuhörer erfuhr, dass der Begriff „Narr“ zwar erst aus dem 12. Jahrhundert kommt und trotzdem Narrentum mit der Bibel begründet wird. Auch außerhalb des deutschen Sprachraums traten z. B. der englische „fool“ und der französische „fou“, beides von Lateinisch „follis“ der (leere) „Sack“ ab dieser Zeit auf.

Roman Kotlarzewski (re. ; Vorstand Augsburger Geschlechtertanz e.V.) dankt dem Vortragenden, Dr. Wolfgang Wallenta (li), für seinen kurzweiligen Vortrag

Zuerst noch nackt dargestellt bekam der Narr in den folgenden Jahrhunderten Insignien wie Gugel, Eselsohren, Hahnenkamm und Schellen, bis er sich als Hofnarr als Zerr- und Spiegelbild des Herrschers in feiner Kleidung etablierte. Wie leicht man sich zum Narren machen konnte , wenn man von gesellschaftlichen Konventionen oder dem Idealbild der Zeit abwich, zeigen die während der Reformationszeit verwendeten Begriffe „lutherischer“ und als Antwort darauf „papistischer“ Narr.

Sind wir oder wollen wir also alle Narren sein?

Autonarren, Geldnarren, Weibernarren usw. gibt es zuhauf. Es gäbe wohl für jeden einen Begriff.

Doch Erasmus von Rotterdams „Lob der Torheit“ von 1509 zufolge wär das halb so schlimm.

Text: Andreas Kraft

Foto: Kirsten Bokelmann